Heute durfte ich eine, für mich sehr wertvolle, aufschlussreiche und berührende Erfahrung machen.
Auf dem Weg zum See beobachtete ich einen vermeintlich „geistig Behinderten“. Glücklich sass er im Schatten eines Baumes, ganz mit sich beschäftigt – zufrieden um sich schauend und freundlich mir zunickend.
Ich fuhr mit meinem Rad weiter, genoss zwei Stunden im und am See und radelte dann erfrischt wieder zurück.
Und der Mann sass immer noch unter „seinem“ Baum. Mir wieder glücklich und zufrieden zunickend – ein fröhliches Lachen in seinem Gesicht. Kurz hatte ich den Impuls, stehen zu bleiben, mich einfach zu ihm zu setzen – doch der „Alltag“ rief… wieder einmal … und die Prioritäten wurden verschoben …
In diesem Moment habe ich mich mehr behindert gefühlt als er. Denn er hat vielleicht nicht ganz so viel Verstand wie ich, doch ER lebt was viel Wertvolleres: nämlich sich SICH SELBST.
Er erlaubt sich, sein ganzes SEIN zu leben – unverfälscht und so schön, in EINheit mit der Natur, die ihm Schatten schenkt im heißen Sonnenlicht, eine Wiese, um sich weich zu betten, Vogelgezwitscher und Grillengezirpe zur Unterhaltung, Schmetterlings- und Grashüpferbesuche auf seinen Armen und Beinen.
Er braucht kein iPhone zur Unterhaltung, keinen Fernseher, keinen anderen Menschen – er hat sich und lebt dieses Glück unserer Erde, SEIN Leben.
Und ich machte mir Gedanken über meine Be-Hinderungen … denn ich habe noch viele davon… all meine Ängste, die mich oftmals hindern und blockieren, all meine Zweifel, meine Traurigkeit, die mich nicht immer mein Leben glücklich und im Hier und Jetzt leben lässt… meine Gedankensprünge in die Vergangenheit und auch ins Ungewisse …
Wie oft wäre ich froh, einfach einen Knopf drücken zu können und meinen Verstand ausschalten zu können …
Ja, manchmal funktioniert es, Traurigkeit, Ängste und Zweifel zu zügeln, zu hinterfragen, aufzulösen, zu veredeln … und dennoch ist mir heute klar geworden:
WIR die immer glauben, alles vermeintlich „besser zu wissen“, sind mehr be-Hindert, ver- und ge-stört als jeder vermeintlich von uns bezeichnete „Behinderte“.
Und noch was: Wir, die meinen uns über unsere Kinder stellen zu müssen, sind unreifer und unwissender als unsere Kinder, die uns das Spiel des Lebens, die Schätze der Erde und des Lebens, die Leichtigkeit des SEINS so oft zeigen und wir sie hindern und einschränken in einer besserwisserischen Art, die mich geradezu wütend macht. Nur weil wir älter sind, er-wachsen scheinen, gibt uns dieses Erwachsenen-Dasein nicht die Berechtigung, über unsere Kinder zu bestimmen.
WIR sind es, die an ihnen LERNEN dürfen, sie in Vielem nachahmen sollten und das wahre Leben leben sollten. Achtsam und aufmerksam, (wert) schätzend JEDEM Leben gegenüber, Natur-verbindend und friedvoll spielend durchs Leben schreiten. Dann werden auch UNSERE Be-Hinderungen weniger und wir fühlen uns leichter, erkennen das Licht und die Liebe wieder, die in uns leuchten und können uns erlauben, sie (endlich) zu leben.
Ist es nicht genau DAS, was WIR ALLE wollen und uns wünschen?